Die Blauflügelige Ödlandschrecke
Die Reinacher Heide beherbergt auf kleiner Fläche eine ungewöhnliche Heuschreckenvielfalt. Einige wärmeliebende Arten kommen an bestimmten Stellen in grosser Dichte vor. Dazu gehört auch die Blauflügelige Ödlandschrecke, die sich seit ihrer Wiederansiedlung 1995 vor allem auf den neu geschaffenen Kiesflächen stark vermehrt und ausbreitet. Im August und September ist sie überall in der Heide anzutreffen. Namensgebend war die blaue Flügelzeichnung der Tiere sowie ihre Vorliebe für trockene und vegetationsarme Lebensräume.
Eine Verwandlungskünstlerin
Die wunderschöne blaue Färbung bekommt man nur zu Gesicht, wenn die Tiere wegfliegen. Im angelegten Zustand sind die Flügel graubraun gefärbt und charakteristisch gemustert. Die jungen Heuschrecken passen sich beim Wachsen immer mehr ihrem Untergrund an. Wenn man eine Ödlandschrecke in eine andere Umgebung setzt, sucht sie entweder einen farblich passenden Untergrund oder sie gleicht ihre Körperfarbe in ein bis zwei Tagen an die Umgebung an.
Der Grosse Eichenbock
Beim Grossen Eichenbock (Cerambyx cerdo) handelt es sich um einen seltenen, dämmerungs- und nachtaktiven Bockkäfer. Er ist schwarzbraun gefärbt. Das Männchen wird bis zu 5 cm gross, ohne Fühler. Damit gehört der Grosse Eichenbock zu den grössten Käfern Mitteleuropas. Im Frühsommer kann der Eichenbock an Alteichen an besonnten Lagen beobachtet werden. Alte Eichenbestände wie hier auf dem Wilden-stein sind für ihn überlebenswichtig.
Mehrjähriges Larvenstadium
Das Weibchen legt insgesamt zwischen 60 und 450 Eier in die knorrige Rinde einer Eiche. Die Larven entwickeln sich in Bohrgängen im Inneren des Baumes. Nach drei bis fünf Jahren verlässt der ausgewachsene Käfer den Baum und lebt nur wenige Wochen, um sich fortzupflanzen. Der Grosse Eichenbock hält sich fast ausschliesslich an seinem Geburtsbaum auf. Tagsüber versteckt er sich unter loser Rinde. Zwischen 20 und 22 Uhr hat er seine Hauptaktivitätszeit und mit viel Glück kann man vielleicht einmal eines dieser eindrücklichen Tiere beobachten.
Stiel- und Traubeneiche
Im Eichenhain auf Wildenstein wachsen zwei Eichenarten: Die Traubeneiche und die Stieleiche. Die beiden Unterarten sind eng verwandt, und doch einfach zu unterscheiden:
Die Eicheln der Traubeneiche sitzen an kurzen Stielen und wie eine Traube gruppiert an den Ästen. Im Gegensatz dazu sind die Früchte der Stieleiche eher verteilt und haben lange Stiele.
Bei den Blättern ist es genau umgekehrt: Es ist die Traubeneiche, deren Blätter einen bis zu zwei Zentimeter langen Stiel aufweisen. Die Blätter der Stieleiche sind nicht gestielt und haben dazu am Grunde so genannte Öhrchen.
Historische Kulturlandschaft
Die mächtigen, bis zu 500 Jahre alten Eichen auf Wildenstein sind Zeuge einer einst weit verbreiteten mittelalterlichen Kulturlandschaft. Die Eicheln wurden früher für die Schweinemast genutzt.
Seit 1994 steht der Eichenhain unter Naturschutz. Für holzbewohnende Käfer und zahlreiche Flechtenarten gilt das Gebiet als eines der bedeutendsten in Mitteleuropa.
Helm-Orchis
Die Helm-Orchis (Orchis militaris) wird zwischen 20 und 50 Zentimeter hoch und gehört zu den typischen Magerwiesen-Arten der Reinacher Heide. Hier blühen jährlich bis zu 300 Exemplare. Der Name kommt daher, dass sich die oberen Blütenblätter helmartig zusammenneigen. Der Blütenstand trägt 10 bis 50 Blüten, die gegen Aussen weisslich-rosa gefärbt sind. Aus den einzelnen Blüten ragt eine auffällige, dreilappige Lippe, die ebenfalls hellrosa ist, und typische dunkle Flecken aufweist.
Als Knollen durch den Winter
Im Winter überdauern zwei eiförmige Knollen im Boden. Die Helm-Orchis gehört deshalb zur Pflanzenfamilie der Knollen-Geophyten. Eine Gefahr für die seltene Pflanze sind Wildschweine, die im Boden nach den Knollen wühlen.
Die Helm-Orchis blüht in Mitteleuropa an wärmebegünstigten Standorten in der Regel ab Anfang Mai bis Ende Juni.
Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch die Helm-Orchis unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.
Hirschzunge
Kalkhaltiger Boden, hohe Luftfeuchtigkeit und kühles Klima – das sind ideale Bedingungen für die Hirschzunge (Phyllitis scolopendrium). Die Art ist eine ausgesprochene Schattenpflanze, welche auch an dunklen Stellen wachsen kann, an denen viele andere Pflanzen keine Chance mehr haben. Ihren Namen erhielt die in der ganzen Schweiz geschützte Hirschzunge wegen ihren langen und zungenförmigen Blättern.
Eine urtümliche Pflanze
Die Hirschzunge ist ein immergrüner Farn. Durch ihre ganzrandigen Blattwedel ist er leicht von allen anderen europäischen Farnen zu unterscheiden, deren Blätter ein- bis mehrfach gefiedert sind. Auf der Unterseite des Blattes befinden sich linienförmig angeordnete Sporenbehälter, die der Verbreitung des Farns dienen. Jeweils zwischen Juni und August reifen die Sporen heran, welche durch den Wind verstreut werden. Die Anordnung der Blattnerven weist die Hirschzunge als einen urtümlichen Farn aus. Der Hirschzungenfarn wurde früher auch in der Heilkunde verwendet – er hilft bei Milz- und Leberbeschwerden.