Die Reinacher Heide liegt an der Birs auf Boden der Gemeinden Reinach und Arlesheim. Obwohl nur 39 Hektaren gross, beherbergt dieses Gebiet doch fast die Hälfte aller im Kanton vorkommenden Pflanzenarten. Damit gehört die Reinacher Heide zu den wertvollsten Naturschutzgebieten des Kantons Basel-Landschaft. 1994 wurde die Reinacher Heide vom Bund als «Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung» ausgezeichnet.
Geschichte
Bis ins 19. Jahrhundert konnte die Birs frei fliessen: Der Fluss schlängelte sich durch das breite Tal und schuf eine ausgedehnte Auenlandschaft. Um neues Kulturland zu gewinnen, wurde der Fluss Mitte des 19. Jahrhunderts begradigt.
Zwischen den beiden Weltkriegen wurde das Gebiet für den Ackerbau genutzt. Später kamen immer mehr Nutzungsansprüche durch den Menschen dazu: Hundesportplatz, Campingplatz, Baumschule, Autobahnbau und schliesslich das Naherholungsgebiet.
1972 wurde der Flusslauf der Birs zum Schutz vor Hochwasser durch Steinblöcke befestigt. Somit blieben regelmässige Überschwemmungen aus und der Grundwasserspiegel sank zunehmend. Die Auenlandschaft wurde allmählich durch die heute charakteristische trockene «Heidelandschaft» verdrängt. Die Kombination von Trockenstandort und Auenlandschaft macht die Reinacher Heide besonders vielfältig und hat dazu geführt, dass der Kanton die Reinacher Heide 1974 zum Naturschutzgebiet erklärte.
Flora und Fauna
Die Reinacher Heide ist vor allem durch drei Vegetationstypen charakterisiert: die Schotterflächen, die Magerwiesen und den Auenwald.
Auf den Schotterflächen auf Höhe des Schwimmbades haben sich sogenannte Pioniergesellschaften angesiedelt. Denn nur wenige Pflanzen waren den einstmals regelmässigen Überschwemmungen gewachsen. Eine typische Art dieses Standortes ist beispielsweise die Kugelblume, die ein weitläufiges Wurzelsystem ausbildet, um im grobkörnigen Untergrund den nötigen Halt zu finden.
Da die Überschwemmungen heutzutage ausbleiben, werden die Schotterflächen von Menschenhand gerodet – so kann die charakteristische Pflanzengesellschaft vor Verbuschung geschützt werden.
Die trockenen und nährstoffarmen Magerwiesen erinnern an heissen Sommertagen an eine mediterrane Landschaft: Eine bunte Blütenpracht, wohlriechende Düfte und vielstimmiges Gezirpe umgeben einen hier. Neben dem charakteristischen Feld-Mannstreu und der Golddistel finden sich hier zahlreiche seltene Orchideenarten, wie Hummel-Ragwurz, Spitzorchis und Helmorchis.
Entlang der Uferböschung wächst ein Auenwald, welcher – dank Renaturierung der Birs – heute wieder regelmässig überschwemmt wird. So bleibt die charakteristische Pflanzengesellschaft auf natürliche Weise erhalten. Hier trifft man auf üppiges Grün, denn der Fluss liefert Nährstoffe und Feuchtigkeit im Übermass. Die ausgeprägte Krautschicht, das undurchdringliche Dickicht und die mächtigen Weiden und Schwarzpappeln verleihen diesem Abschnitt der Reinacher Heide einen urwaldähnlichen Charakter. Auffallend ist die grosse Vielfalt an Schmetterlingen, die in der Reinacher Heide lebt. Wer an sonnigen Tagen durch die Heide spaziert, trifft auf den Himmelblauen und Silbergrünen Bläuling oder den Kleinen Perlmuttfalter. Als besonders gilt auch das Vorkommen der Blauflügligen Ödlandschrecke und der Gemeinen Sichelschrecke.
Der Reichtum an Insekten, Spinnen, Früchten und Samen zieht zahlreiche Vögel an. Hänfling, Zilpzalp, Heckenbraunelle und Mönchsgrasmücke schlagen sich hier die Bäuche voll. Nicht nur als Brutplatz ist die Reinacher Heide für die Vögel wichtig, sondern auch als Tankstelle für durchziehende Arten, da sie hier einen Rastplatz vorfinden.