Biberfamilien beanspruchen jeweils einen Flussabschnitt als Revier. Ein solcher Abschnitt umfasst normalerweise 1,4 bis 4,5 Kilometer eines Gewässers, je nach Baumbestand und Nahrungsangebot.

Der Biber verteidigt sein Revier gegen fremde Biber vehement und mit Gewalt. Dabei setzt er auch seine scharfen Schneidezähne ein. Wenn sich die Bisswunden entzünden, kann dies zu schweren Verletzungen führen. Die meisten natürlichen Todesfälle bei erwachsenen Bibern sind Spätfolgen von Revierkämpfen.

Die Grenzen des Reviers werden mit Duftmarken abgesteckt. Dafür produziert der Biber mit seinen Analdrüsen ein Sekret, das Castoreum oder «Bibergeil» genannt wird. Dieses Sekret spritzt er am Gewässerrand auf Sandhügel, die er zusammengescharrt hat.

Sie riechen sich gerne

Biber sind sehr soziale Tiere mit einem starken Familienzusammenhalt. Sie pflegen Begrüssungsrituale und pflegen sich gegenseitig das Fell. Bei Gefahr warnen sich die Biber mit einem klatschenden Kellenschlag auf die Wasseroberfläche. Biber sehen schlecht, ihre Augen können nur schwarz-weiss unterscheiden. Dafür hören sie sehr gut und auch der Geruchssinn ist ausgezeichnet ausgebildet.
Biber erkennen sich innerhalb der Familie am Geruch. Sie arbeiten das Sekret «Bibergeil» auch ins eigene Fell ein und können so Familienmitglieder problemlos von fremden Bibern unterscheiden. Auch Jungbiber verschiedener Würfe, die sich noch nie gesehen haben, wissen sofort, wer zur Familie gehört.

«Bibergeil» – ein sagenumwobenes Sekret

Im Bibersekret «Bibergeil» haben Biologen über 40 verschiedene Substanzen festgestellt. Sie stammen alle aus den Nahrungspflanzen der Tiere. Meistens handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe zur Abwehr von Feinden. Der starke und unverkennbare Duft des Drüsensekrets dient auch dazu, als Duftmarke die Grenze des Reviers zu markieren.

Im Mittelalter hielten die Menschen «Bibergeil» für ein Allheilmittel. Von Wahnsinn über Fieber bis zur Schlaflosigkeit sollte es bei allen möglichen Leiden helfen. Nachgewiesen ist eine schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung, da das Sekret Salicylsäure aus der Weidenrinde enthält – derselbe Wirkstoff, der heute zum Beispiel in Aspirin verwendet wird. Auch in manchen Parfüms findet «Bibergeil» Verwendung. Das Sekret war einer der Gründe, die zur Ausrottung der Biber geführt haben.